Foto: Babette Caesar, Wangen März 2020
„Ich schaffe Kunst, an der man sich nicht reiben muss“
Miri Haddick zeigt ihre Ausstellung „Wenn das Eis schmilzt“ in der Stadtbücherei im Kornhaus
Von Babette Caesar (Schwäbische Zeitung Wangen) März 2020
Wangen – „Wenn das Eis schmilzt“ nennt Künstlerin Miri Haddick ihre Ausstellung, die zurzeit in der Stadtbücherei im Kornhaus zu sehen ist. Allein der Titel macht neugierig, was dahinter stecken mag, und noch viel mehr regen ihre Bilder zu einem Besuch an. Es sind vorzugsweise Tierdarstellungen, aber keine so genannt naturalistischen, sondern sehr individuelle Geschöpfe von magischer Ausstrahlung.
Auf dürren Beinchen steckt der flächig gemalte Körper mit seinen breiten weißen Flügeln, dem gelben Schnabel und dem kugeligen Augenpaar einer Eule. Schwarze Konturlinien grenzen den Vogel gegen den Hintergrund in Rotorange ab. Ein Körper ohne Volumen, so wie es einst die Naiven zu Papier gebracht haben. Und doch wieder nicht, denn da ist die Haddick innewohnende Phantasie, die ihre Tierwelt zum Leben erweckt. Ein „Löfflerpaar“ mit Kugelknien und einem ornamentierten Federkleid bei der „Rückenmassage“ oder eine Herde mit „Steinböcken bei den Milchseen“, die sich durch nichts in ihrer Ruhe zu stören lassen scheinen.
Von der Landschaftsarchitektur zur Malerei
Haddicks Malerei mittels Acryl, Wachs und Ölfarben gibt sich in lauten und leisen Farbtönen zu erkennen. Es sind flächig angelegte Landschaften aus Hügeln und schroffen Bergwänden, aus Gewässern und Wäldern, die ihren Tieren als Lebensraum dienen. Garten- und Landschaftsarchitektur hat die 1971 in Düsseldorf geborene Künstlerin in den 1990er Jahren an der Freisinger Fachhochschule Weihenstephan studiert. Danach in zwei Gartenarchitekturbüros im Raum Heidelberg gearbeitet, bevor sie nach Bodolz an den Bodensee zog. Seit 2000 ist sie in Lindau als freischaffende Künstlerin tätig und hat 2013 den Kunstverein Wasserburg mitbegründet. Das Malen fasziniert sie seit ihrer Kindheit und bei den Tieren habe sie das Gefühl eines gegenseitigen Verstehens. Ausbilden lassen hat sie sich an verschiedenen Kunstakademien in München, Wien, Augsburg und Düsseldorf. Ihr Motto: „Ich schaffe Kunst, an der man sich nicht reiben muss. Ich glaube, dass Kreativität nicht nur aus Krisen heraus erwächst, sondern auch aus persönlichen Glücksmomenten.“ Genau hierfür stehen ihre Bilder und der Ausstellungstitel „Wenn das Eis schmilzt“.
Aufbruch zu einer Reise nach Island
2018 ist sie zu einer Reise nach Island aufgebrochen. Die Papageientaucher wollte sie unbedingt sehen. Polarfüchse, die in natura einen weißen Pelz tragen, jetzt aber rotfarbig neben einem Schneehuhn aus dem Bildgeviert herausschauen. Robben in „Polarnacht“ und freundlich ausschauende Wale, wie sie auf Meereswellen dahin gleiten oder in blauen Wassertiefen abtauchen. Zu jedem dieser Bilder gibt es Geschichten. So sei bei einem Whale Watching kein Wal in Sicht geraten auf Grund des hohen Wellengangs. Mit Blick auf den Titel „Verlaufen“ wird auch klar, dass ihre Malerei ebenso gut hintergründig angelegt ist. Eisbären durchstreifen einen Wald, nur ist ihr Fell nicht mehr weiß, sondern verschmilzt mit den bunt gestreiften Baumstämmen. Was so viel bedeutet wie, dass die Eisbären in ihrer Heimat durch den Klimawandel zunehmend bedroht sind. Die Ausstellung erzählt nicht allein von der Reise in den hohen Norden, sondern auch in abgelegene Regionen in Südtirol oder dem Salzkammergut. Zu den Milchseen oberhalb von Meran oder an den Mondsee, wo fernab von allem Lärm eine unglaubliche Ruhe herrsche. Diese Zufriedenheit strahlen ihre Tiere aus – mal mit weit geöffneten, mal mit geschlossenen Augen. Erst im Fluss des Malens würden sie entstehen. Aus den Farben heraus – auch das ist gut nachvollziehbar, sind Landschaft und Tier doch eng miteinander verwoben. Erst wenn sie das Gefühl habe, die Bilder „leben“, würde sie sie in die Welt entlassen.
Info: Die Ausstellung „Wenn das Eis schmilzt“ von Miri Haddick in der Stadtbücherei im Kornhaus, Postplatz 1, dauert bis 28. März 2020. Geöffnet ist sie dienstags und donnerstags von 11 bis 18.30 Uhr, mittwochs und freitags von 9 bis 18.30 Uhr, samstags von 9 bis 13 Uhr.
Wasserburg
Eine Schau voller Lebenslust
Die drei Künstler René Geier, Miri Haddick und Ulrike Eschbaumer (von links) freuen sich über ihre gelungene Ausstellung "Unbeschwert" im KUBA. (Foto: Babette Caesar)
7. Mai 2018 Babette Caesar
Die Ausstellung „Unbeschwert“ von Ulrike Eschbaumer, René Geier und Miri Haddick im Kunstbahnhof (KUBA), Bahnhofstraße 18, dauert bis 27. Mai 2018. Sie ist freitags bis sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.
„Unbeschwert“ nennen Ulrike Eschbaumer, René Geier und Miri Haddick ihre Gemeinschaftsausstellung, die sie am Freitagabend im Kunstbahnhof Wasserburg (KUBA) eröffnet haben. Unter großem Besucherandrang. Zu sehen sind Malerei und Steinskulpturen in lebhaftem Wechsel, die sich mit Themen wie Tiere und Natur, aber auch Vergänglichkeit und Tod beschäftigen. Somit facettenreich die Seiten des Daseins beleuchten.
Ein Nilpferd namens „Elke“, das in violettfarbenem Wasser zusammen mit gelbgoldenen Fischen schwimmt. Eine „Gans“ auf hohen dürren Stelzenbeinen, deren langer Hals sich zu Boden biegt und unten in einem seltsamen schaufelartigen Kopf mündet. Hinter ihren Figuren, die so heiter, leicht und beschwingt wirken, stecken Geschichten, die nicht immer gut ausgehen.
Gelungene „Momente der Wahrnehmung“
Das erzählt die in Bodolz lebende Miri Haddick über ihre Malerei. Schon immer habe sie Tiere gemalt. Sie seien Ausdruck ihrer Liebe zur Natur. 1971 in Düsseldorf geboren, liegt der Garten- und Landschaftsarchitektin und freischaffenden Künstlerin an der Einheit von Tier, Mensch und Pflanze. Das im Bild mittels Acryl, Wachs, Öl und Pigmenten auszudrücken, gelingt ihr in lebensfroher und inspirierender Weise. „Meine Bilder sind erst lebendig, wenn meine Tiere und Figuren zu leben begonnen haben. Wenn der Funke zu mir übergegangen ist“, erläutert sie den Schaffensprozess.
Von „Momenten der Wahrnehmung, die eine Vernissage bietet“ sprach KUBA-Vorstand Jens Dell-Gebhart in seiner Einführung. Das trifft auch auf die Skulpturen von René Geier zu. Der 1973 in Kaufbeuren geborene Steinmetz und Steinbildhauermeister konzentriert sich in seiner freischaffenden Tätigkeit auf Figuratives. Auf einen sinnenfrohen „Apfel“ mit Goldblatt oder einen Raum weiter auf einen „Fisch“ aus Sandstein, der an einer Art Galgen hängt. Für das Wasser, ohne dass er nicht leben kann, stehen neun zum Quadrat angeordnete und behauene Granitblöcke am Boden. Die Arbeit spricht von der Endlichkeit eines jeden Lebewesens. Von „gemeißelter Bewegung“ und „gemeißelter Zeit“ spricht René Geier, der sich zur Schaffung dieses Werkes bewusst ein Zeitlimit gesetzt hat. Für das Figurenpaar „Frau“ und „Mann“ erschien ihm das vorherrschende Körperideal von schlank gleich schön als zu langweilig. So nimmt seine Schwangere die Ausmaße einer Venus von Willendorf an und der männliche Gegenpart steht ihr in nichts nach. Angetan gibt sich der Bildhauer von seinem Brunnen, der am Boden eines Ausstellungsraums nicht nur einfach so plätschert. Die Form des Steins bestimme die Art des Wellenschlags, der vollkommen unbeschwert seine immer wiederkehrenden Kreise zieht. Schlicht „Ich“ titelt seine sich hochwindende Stele, aus der ein Totenschädel herauswächst. René Geiers Werke sprechen eine deutliche, aber auch versöhnliche Sprache.
Sich dem sinnenfrohen Leben zuwenden
Ganz dem sinnenfrohen Leben zugewandt ist die Malerei der 1966 in München geborenen, heute in Weißensberg tätigen Ulrike Eschbaumer. Schon ihre miniaturhaften zarten „Elfchen“ im Foyer sind Ausdruck dessen. Der Mal- und Psychotherapeutin hat es Florales in farbsprühender Gestaltung angetan. „Ich liebe die Natur und die Farben“, schwärmt die einstige Grafikdesignerin. Pigmente schüttet sie auf Leinwände in einem intuitiven Prozess, dem ein zeichnerischer mittels Kohle folgt, um die Konturen von überdimensionierten Christrosen in satten Violetttönen oder nachtblauen Schneeglöckchen zu ziehen. Und ihre „Stiere“? Ihnen ist sie erstmals in den Wandmalereien in der Höhle von Lascaux begegnet.
Von daher zeugen auch zwei Bilder, die die Tiere in kraftvollen, blutrot leuchtenden Pigmenten authentisch wiedergeben. Von dort aus ist sie zu ihren „eigenen Stieren“ gelangt, die den Betrachter anschauen, ihren muskulösen Körper darbieten und auch mal als kleine „Allgäuer Kuh“ daherkommen. Ulrike Eschbaumer schöpft aus der Fülle der Farben, der Formen und des Lebens.